Liebe Brüder und Schwestern,
der Bericht über die Himmelfahrt Jesu, wie er von Lukas in der Apostelgeschichte überliefert ist, erzählt uns, dass den Jüngern, die unverwandt Jesus zum Himmel nachschauen, zwei Engel erscheinen und sie fragen: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zu Himmel empor?“ Und dann schließen sie die Verheißung an, dass Christus wiederkommen werde, so wie sie ihn haben auffahren sehen.
Oftmals werden diese Worte der Engel so verstanden, dass sie die Jünger auffordern, sich sofort an die Verkündigung des Evangeliums zu machen. Immerhin hatte ihnen der Auferstandene doch gerade zuvor verheißen, dass sie seine Zeugen sein werden bis zu den Grenzen der Erde. (Vgl. Apg 1, 8b.)
Die Apostel aber ziehen sich daraufhin zunächst in den Abendmahlssaal zurück und „verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu.“ (Apg 1, 14.) Sie tun dies, weil sie wissen, dass ihre Sendung nur dann Erfolg haben wird, wenn sie in der Kraft des Heiligen Geistes geschieht. Auch diesen hatte Jesus ihnen ja versprochen. (Vgl. Apg 1, 8a.)
Nachdem die Jünger aber den Heiligen Geist empfangen hatten, machten sie sich auf, um der ganzen Welt die frohe Botschaft zu bezeugen, denn sie hatten die Botschaft der Engel voll und ganz verstanden: „Dieser Jesus … wird wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“ (Apg 1, 11.) Es ist die Ankündigung des Endgerichts, wenn Christus wiederkommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten.
Hier wird etwas Grundsätzliches sichtbar: Christliches Handeln muss, wenn es fruchtbar werden soll, seinen Anfang im Gebet nehmen. Und dieses Gebet muss in der Gemeinschaft der Kirche erfolgen, die sich um Maria, die Mutter Jesu, schart und um die Kraft des Heiligen Geistes bittet.
Dieses „Grundgesetz“ gilt für alles kirchliche Handeln, sei es auf der Ebene der Weltkirche, einer Diözese oder bei uns in Deutschorden. Hierzu dienen auch die Maiandachten, die wir in diesem Monat wieder feiern. Wir versammeln uns um Maria, um von ihr, die der Heilige Geist überschattet und durch ihr ganzes Leben geführt hat, zu lernen. Mit ihr gemeinsam erflehen wir Gottes Gnade und Segen für uns, die Kirche und die ganze Welt. Und durch dieses Gebet gestärkt sollen wir uns dann aufmachen, um seine Zeugen in der Welt zu sein, denn wir wissen, er wird wiederkommen und uns fragen, ob wir seinen Auftrag erfüllt haben. Zunächst aber bedarf es des Gebetes.
Ihnen und allen, die Ihnen am Herzen liegen, wünsche ich einen gesegneten Marienmonat Mai.
Ihr P. Jörg Weinbach OT
(Kirchenrektor)